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Schulfeste des Gymnasiums


Die positivste Erinnerung, die ich an schulische Ereignisse hatte, die tatsächlich von der Schule, beziehungsweise von der Schulleitung ausgingen, sind die Schulfeste auf dem Gymnasium Borgfelde.
Davon abgesehen war diese gesamte Schule und ihr Umfeld auch das Beste das ich miterleben durfte. Es gab diese Mensa oder Pausenhalle, wo der Kiosk war, in dem wir mit Mars, Milky Way und Raider (heute Twix) versorgt wurden; - nicht zu vergessen natürlich die gute Schulmilch, in den verschiedenen Geschmacksrichtungen: Erdbeer, Vanille, Banane oder Schokolade, wovon man letzteres auch Kakao nennen könnte. Eine der besten Delikatessen, waren allerdings die einzigartigen Negerkussbrötchen, in denen einfach, zwischen zwei mit Margarine oder Butter bestrichenen Brötchenhälften, einer dieser Schoko-Schaumküsse zerdrückt wurde.
Zum Pausenläuten gab es natürlich die unerlaubten Hochgeschwindigkeitswettläufe, um eventuell als erster zu dem Kiosk zu gelangen, damit man dem folgenden Gedränge entgehen würde, wenn erst einmal alle Schüler in der Mensa angekommen waren. Die Mensa war hauptsächlich durch ihre Abstufung nach unten, in das Zentrum des Raumes, für Stufensitzer eingerichtet und enthielt kaum Tische oder Stühle, wenn nicht sogar gar keine.
Am besten aber war, das eine Musicbox in der linken Ecke stand, in der ich gelegentlich ein paar Groschen einwarf um "Pop Muzik" von M, "Flash" von Queen, "Magic Fly" von Space oder die üblichen Verdächtigen von Blondie wie "Atomic", "Heart of Glass" oder "Sunday Girl" zu hören. Später erkundigte ich mich über die Aktualisierung der Musicbox und bekam so die Möglichkeit mit "Shandi" und "Talk to me" von Kiss und "This ole House" und "Green Door" von Shakin Stevens durch eigene Singleleihen, die Auswahl um ein paar meiner Favoriten zu erweitern.
Um aber auf die Schulfeste zurückzukommen, machte es mir damals als angehender Hardrock-Fan natürlich tierischen Spaß meine langmähnigen Helden der beleuchteten Bühnen, mit der bekannten Luftgitarre zu imitieren.
Daraus entstand die Idee, auf dem anstehenden Schulfest auch eine meiner Lieblingsbands zu imitieren. Auf meine Idee hin, hörte ich dann auch von der Erzählung, wie mein Vater bei einer seiner Schulaufführungen in einem Blitzauftritt Elvis, mit "Tutti Frutti" im Playback imitierte.
Natürlich wollte ich schon damals Akzente setzen und entschied mich gleich für das härteste und schnellste was auf dem Markt war und wollte Motörhead nachahmen. Das ich dabei Sänger und Bassleadgitarrist Lemmy imitierte war klar, doch zwei Mitstreiter zu finden, erwies sich trotz anfänglicher Begeisterung, in Hinsicht darauf, das Ganze vor den versammelten Gästen machen zu müssen, doch als schwierig. Am Ende fanden sich Lars Dehmer und Erik Trunner. Möglicherweise stand vorher noch Kiss zur Diskussion und eventuell wollte ich mit Peter auch meinen besten Freund dabei haben, doch einer stieg auf jeden Fall noch kurz vor dem Auftritt aus der Angelegenheit aus und zwang uns im letzten Moment noch zu personeller Improvisation.
Als die aberwitzig rasenden Gitarren von "Ace of Spades" schließlich begannen, stürmten wir mit Sonnenbrillen die Bühne. Ich hatte meine selbst gebastelte Zigarrenkisten-Gitarre unter dem Arm und zeigte dem Publikum genau wie Lemmy meinen Hals, da das über seinem Kopf hängende Mikro ja sein Markenzeichen geworden war. Wahrscheinlich war den Verantwortlichen nicht genau bekannt, wer oder was Motörhead waren. Überfordert, von dem donnernden Gewitter das aus den Boxen in die Halle tönte, drehten sie schon nach gerade einer Minute wieder leiser und brachen unser Konzert somit ab, obwohl natürlich sowieso nicht mehr als ein Lied geplant war.
Ein anderes Ereignis dieser Schulfeste war das Filmprogramm.
Zu den Schulfesten fanden den ganzen Tag lang Ereignisse statt, die von Schülern und Lehrern der verschiedenen Klassen organisiert wurden. Um die Übersicht zu behalten gab es dafür natürlich Faltblätter mit dem Tagesprogramm. Obwohl Peter und ich nicht unbedingt versessen darauf waren, an einem warmen Sommertag einen Film zu sehen und im Dunkeln zu sitzen, so entdeckten wir unter der edlen Auswahl von sehenswerten Filmen doch einen Film, der ganz besondere Aufmerksamkeit von uns erhielt. Es wurde um 14:00 Uhr "Zombies im Kaufhaus" (Dawn of the Dead. Regie: George A. Romero) gezeigt, ohne Altersbeschränkung.
Ich fragte kurz meine Mutter ob ich den Film sehen dürfte und da es sich ja unmöglich um den richtigen (unzensierten) Film handeln könnte, welcher ja auch damals erst ab 18 Jahren freigegeben war, sagte sie schnell ja. "Geh man ruhig hin!"
Als wir vor den besagten Räumlichkeiten eine Viertelstunde vorher ankamen, erlebten wir unser blaues Wunder. Eine jetzt schon zahlreiche Menge stand aufgewühlt, euphorisch, murmelnd vor den Türen. Wenn wir einen einigermaßen erträglichen Platz oder überhaupt noch einen ergattern wollten, mussten wir da bleiben und uns ins Getümmel vor die Türen stellen. Zumindest sagte uns der Eddingschrieb auf DinA4-Papier an den Metalltüren, das wir hier zum richtigen Film anstanden.
Kurz vor Beginn der Vorstellung hatte sich die Menge mittlerweile in einen brodelnden Hexenkessel verwandelt. Die fast durchgehend älteren Schüler, verteidigten ihre Standplätze gegenüber den neu hinzu kommenden, welche erkannten, das wohl kaum alle die vor den Türen standen im Raum Platz finden würden. Doch Peter und ich standen unseren Mann und ich bewies meine noch dürftige, aber dennoch schon vorhandene Rockkonzerterfahrung im Drängeln. Mit dem Versuch der Verantwortlichen die Türen zu öffnen, die ausgerechnet nach außen aufgingen, begann die Menge sich in eine untrennbare Maße aus drängenden Körpern voller junger, kraftstrotzender Halbstarker zu verwandeln, die alle zugleich und als erster durch die Türen in den Raum wollten. Es wurde unmöglich sich gezielt zu bewegen und man hatte nur noch die Möglichkeit in die richtige Richtung zu drängen, damit man von den erdrückenden Wellenbewegungen nicht nach hinten gespült wurde. Peter wurde von mir abgeschwemmt und schien im Pulk von Jeansjacken, T-Shirt-Stoffen und schwitzender Haut unterzugehen. Nur sein hochroter, schweißtriefender, zusammengequetschter Kopf kuckte noch hilflos lachend hin und wieder irgendwo zwischen rudernden, zerrenden und greifenden Armen heraus und wir ächzten uns gegenseitig zu. Schließlich kamen wir irgendwie in den Raum hinein, konnten aber unmöglich zusammensitzen. Wer einen Platz gefunden hatte, setzte sich und war sofort umringt von weiteren Schülern, die auf den Beginn warteten und froh waren aus dem Gedränge vor der Tür raus zu sein. Draußen herrschte ein sonniger Sommertag und wir saßen in einem mit Menschen zum Platzen überfüllten Raum, dessen Fenster mit schwarzen Verdunklungsgardinen verdeckt waren.
Doch dann ging es los.
"Boom", der erste Kopfschuss, der Ehemannzombie im Treppenhaus, der seiner Frau ein Stück aus der Schulter raus beißt, die Kellerleichen, die an Körperteilen beißen, lutschen, schlürfen, saugen, - kein Zweifel, - das war der echte McCoy. (Umgangssprachlicher Ausdruck für: das Original / das Echte / keine billigeKopie.) Unzensiert und in Farbe.
Nach dem Film, als ich meiner Mutter davon erzählte, begann ihr so langsam zu dämmern, das ich da tatsächlich einen richtigen Zombiefilm gesehen hatte. Immer wieder fragte sie nach "Aber das haben die doch nicht richtig gezeigt? Oder? - das kann doch nicht sein?"
Ich zeigte freudige Aufregung, gepaart mit einer unbekümmerten, abgeklärten Haltung gegenüber der Gewaltszenen. Das und das mir klar war, das alles nur ein Film war und wie solche Effekte entstanden, hielten meine Mutter wahrscheinlich von tiefer greifenden Reaktionen ab. Ich wusste zur damaligen Zeit, das mein Onkel und meine Tante einen Zombiefilm wieder verlassen hatten, weil ihnen schlecht wurde. Zur damaligen Zeit, der Hochsaison der Zombiefilme, gab es viele weitere Berichte von Menschen, denen bei derartigen Szenen das Kotzen kam. Heute da man diese Bilder aus den Medien gewohnt ist, scheint das kaum noch nachvollziehbar, doch damals waren solche Szenen noch genau so selten, wie auch Bilder des Genitalbereiches von Frau und Mann.
In allen Gängen befanden sich Präsentationsstände oder Verkaufsstände, an denen gespendete und gebastelte Artikel verkauft wurden. Auch klassische Flohmarktstände waren vorhanden an denen alles mögliche verkauft wurde. In dem Flurgang hinter der Mensa, wo die Büros der Schulleitung und Lehrerzimmer waren, fand ich im Gewühl den Stand, wo MelanieMelanie Becker sich im Verkauf betätigte.
Ich wechselte ein paar Worte mit ihr und wurde mir bei der Begegnung darüber bewusst, das ich sie sehr gerne mochte, sie anhimmelte und das für sie empfand, was man meist voreilig Verliebtsein nannte. Sie hatte einen offenherzigen, gutmütigen Gesichtsausdruck, trug eine rote Brille unter der sie zwei wunderhübsche Augen trug und hatte halblange Haare, die stets adrett gekämmt bis zu den Schultern reichten. Wenn ich ihr gegenüber stand, konnte ich ihr problemlos in die Augen sehen, womit sie im Vergleich mit den anderen Mädchen, zu den größeren zählte. Das war zusammengefasst auch schon alles was mich an ihr begeisterte, denn viel mehr wusste ich nicht von ihr. Das sie intelligent war, wie die meisten die auf das Gymnasium gehen konnten, interessierte mich überhaupt nicht. Ihr Wesen und ihre natürliche Schönheit waren es, die mich begeisterten, - nicht mehr und nicht weniger! Doch schließlich landete ich ja nach zwei Jahren auf der Realschule, in der sechsten Klasse, die ich schon ein Jahr vorher auf dem Gymnasium besuchte. - Komisch eigentlich?!