Startseite, Neuigkeiten, Hitlisten, Maler, Schriftsteller, Reisender, Musiker, Webdesigner, Künstler, Impressum
Romane, Autoreninfo, Bibliographie, Lebenslauf, Werkdaten, Auszüge, Interviews
Gedichtetes, Prosa, Kurzgeschichten, Autobiografien, Rezensionen, Fan-Fiction, Vorschau
Flurkrieg, Schulfeste des Gymnasiums, Du kannst gehen, aber dein Kopfschmuck bleibt hier!, Richmond International Raceway,
Talsperrentour, Red Dead Redemption Universe
Richmond International Raceway


5.5.2000
Gut, das ich mich gestern, nach der ersten Overtime entschloss, das Eishockey-Spiel abzuschalten. Es wurde das drittlängste NHL-Eishockey-Spiel, das jemals stattfand und dauerte mit fünf Verlängerungen, mehr als sieben Stunden.
Im Frühstücksprogramm, konnte man sehen, das Aretha Franklin, die Jahre in denen man nichts von ihr gehört hatte, mit Fressen verbracht hat. Wer die Musik-Szene verfolgt hat, weiß, das man sehr lange nichts von ihr gehört hatte. - Got it?
Nun wollte ich ja mal sehen, ob ich für das heutige Rennen in Richmond, noch Karten bekommen würde, ohne zu ahnen, was da auf mich zukommt.
Bei der Rennstrecke angekommen, fand ich gegenüber von den Toren, sofort einen Parkplatz. Es war cirka 9:00 Uhr und ich ging erst einmal unbekümmert zur Ticket-Office. Problemlos, wurde mir ein Ticket und ein Programmblatt präsentiert und da es nun so schnell ging und ich schon einmal hier war und das Ticket so schön glitzerte und ich mir dachte, "einmal kann man sich das ja ansehen", griff ich zu und ließ, mir den Spaß, 35 Dollar kosten.
Obwohl ich nun sah, das nicht, wie ich dachte, erst abends um 7:45 Uhr das Rennen startet, beziehungsweise die Action losgeht, sondern den ganzen Tag Probefahrten und Qualifizierungen auf dem Programm standen, wollte ich mich erst um das Motel kümmern und Frühstücken.
Nach dem leckeren Frühstück im Waffle House, auf das man allerdings sehr lange warten musste, fuhr ich zum Motel und lachte im Vorbeifahren, laut in den Wagen hinein und verspottete den Preis, der in Leuchtschrift groß vor dem Motel prangte. Da nun mehr als die doppelte Summe, als letzte Woche, wo ich hier war, ausgerufen wurde, fand ich das völlig indiskutabel und nahm mir vor, nach dem Rennen zurück nach Fredericksburg zu fahren und dort wieder günstig zu übernachten. - Was ich dann auch (beides) tat…
Wieder an der Rennstrecke, fand ich den gleichen Parkplatz wieder und rüstete mich mit Fotoapparat und pilgerte auf die gigantische Motorsportarena zu. Auf dem Gelände, hinter der Rennstrecke, standen ein Straßensystem bildend, die Trucks der Teams, Fahrer, Sponsoren und sonstigen Anbietern, mit überteuerten Souvenirs sämtlicher Arten.
Als ich durch die Tribünenschluchten ging und nun Einblick auf die Strecke bekam, wo eines der Autos, am Maschendrahtzaun, wenige Meter entfernt, an mir vorbeijagte, fing mein Herz an schneller zu schlagen. Mit dem Sound eines Rasenmähers, in dem man mit dem Kopf steckt, brüllte der Motor und vibrierte die Luft direkt in den Körper hinein. Gebannt verfolgte ich das Auto und ging wie in Trance weiter. Dann kam das nächste, mit Hunderten Sponsorenaufklebern, bunt in der Sonne glänzende, Kraftpaket auf die Strecke gerast. Mein Körper stand wie unter Strom und fasziniert, stieg eine unglaubliche Euphorie in mir hoch und der Eintrittspreis, fiel mir nicht einmal wieder ein.
Gerade hatten die Qualifizierungen für das Rennen am Abend angefangen.
Es wurden zwei Runden auf Zeit gefahren, wonach die Start- Positionen bestimmt wurden. Die Sonne, brannte dazu erbarmungslos vom Himmel und es gab nur noch wenige Meter Schatten auf den Tribünen, der auch bald verschwunden sein würde. So musste ich das Gelände, nach dem Qualifizierungsrennen, wieder verlassen, um mir etwas zu trinken zu holen.
Als ich zurück kam, brachte ich mein neues Kamera-Objektiv mit, um es auszuprobieren und schoss fabelhafte Bilder. Mein selbstgemaltes South Park Rally-T-Shirt, fand hier übrigens regen Zuspruch, von vielen Leuten.
Zum Mittag, brauchte ich lediglich viel zu trinken und ging dann außerhalb des Geländes zu McDonalds, wo man nachfüllen konnte.
Ich setzte mich an einen der Einzeltische und beobachtete eine Zeitlang, wie eine ältere Dame, zwei Tische weiter, mit dem Mann, neben meinen Tisch sprach, der ab und zu, immer zu dem, was sie sagte, nickte und zustimmte. Ich fragte mich, warum die beiden zwei Tische besetzten, da sie anscheinend zusammengehörten und wunderte mich. Als ich mit meinem riesigen Becher fertig war, stand ich fast zeitgleich mit dem Mann auf und ging mit ihm an den Automaten, zum Nachfüllen. Dort sagte er dann zu mir: "Wenn ich jetzt nicht verschwinde, sabbelt die Alte mir die Ohren vom Kopf. Die hat schon die ganze Zeit, bevor du kamst, auf mich eingelabert!" Anschließend verließ er entnervt den Laden.
Rund um das Gelände, standen nun Flohmarkt-ähnliche Stände, die sämtliche Souvenirs, rund um den Rennsport und vor allem eben um NASCAR verkauften.
Als ich nun wieder in den Rennstreckenkomplex kam, waren mehrere Autos zugleich auf der Strecke und wieder, befiel mich diese ergreifende Faszination und der Lautstärke-Pegel stieg. Während ich die Kurvenhatz verfolgte, wurde mir auf einmal bewusst, wie viele Freunde und Bekannte ich in Deutschland hatte, die sich eigentlich noch viel mehr als ich, für dieses Ereignis begeistern müssten. Als ich daran dachte, wie sie mich beneiden müssten und was sie hier verpassen und dieses großartige Ereignis, halb träumend, beobachtete, kamen mir die Tränen. In jedem begehbaren Zuschauerbereich, testete ich die Sicht und machte ein paar Fotos.
Die Sonne änderte ihre Bestrahlungsintensität nicht und Wolken gab es auch nicht, die Schatten spenden könnten. So ging es auf den Abend zu. Die Menschenmassen, hörten den ganzen Tag nicht auf, auf die Tribünen zu strömen. Um 18:00 Uhr, wurden von den Ordnern dann nach und nach, immer mehr Bereiche in den Tribünen-Kurven freigegeben, bis mir klar wurde, das hier doch ein paar Leute mehr, als in Dresden beim Football sind. Sechzig- bis siebzigtausend Menschen, mussten sich um 7:00 Uhr eingefunden haben, als die Fahrer, über die Lautsprecher namentlich einzeln vorgestellt wurden.
Nach einer Pause, wurde dann darum gebeten aufzustehen, für die Nationalhymne. Unweigerlich entsteht ein ganz besonderes, einmaliges Zusammengehörigkeitsgefühl, das man nur schwer beschreiben oder nachempfinden kann. Zusammen mit siebzigtausend Menschen steht man diszipliniert, in einer Arena auf den Rängen und lauscht der bekannten amerikanischen Hymne.
Danach verkündete die Stimme des Sprechers die zum Kultspruch gewordene Aufforderung: "Gentlemen, please start your Engines!"
Die Massen standen wieder auf und das ungebändigte Brüllen der Motoren, füllte die Luft, als die Wagen alle langsam die Strecke befuhren. Jetzt war es fast unmöglich, sich noch zu unterhalten und es wurde kälter. Nach ein paar Runden hinter dem Leitwagen hinterher, verschwand der Leitwagen und auf die Startlinie zu, gaben alle Autos nun Vollgas.
Meine innere Aufregung erreichte ihren Höhepunkt. Die Tribünen vibrierten und der Wind der vorbeifahrenden Wagen, blies mir bis hier oben, in der letzten Reihe, ins Gesicht, womit ich auch merkte, warum es kühler wurde. Nach ein paar Runden, kam schon der erste Crash und der Leitwagen kam wieder raus.
Jedes mal, wenn der Leitwagen die Strecke wieder verließ, herrschte die gleiche Spannung, bevor die Maschinen wieder losdonnerten und das Gelände erzittern ließen.
Ein Wagen, zog eine Rauchwolke hinter sich her, die sich über die Hälfte, sämtlicher Ränge verteilte. In den Innenkurven, sah man an den Wagen die Funken sprühen. Ein anderer Wagen, zog eine brennende Spur, die halbe Strecke hinter sich her.
Wer so etwas noch nicht live erlebt hat, kann sich keine Vorstellung machen, wie unbeschreiblich aufregend und spannend so ein Event ist. Der einzige Wagen, der dem erstpositionierten "Nesquick-Auto" von Jeff Green, mit der Nummer Zehn gewachsen war, rammte durch seinen scheinbaren Übereifer, regelwidrig einen der letzten Wagen und musste sich so wieder hinten anstellen. Er schaffte es zwar sogar, bis zum Ende wieder auf den sechsten Platz heran zu kommen, aber hatte sich somit, selbst um den Sieg gebracht. Jeff Green, musste sich nur noch mit der Nummer 32 beschäftigen, die er dann auch wieder überholen konnte. Nach sechzig Runden, fragte ich mich, wie viele Runden hier überhaupt gefahren werden. Bei der hundertachtundsechzigsten Runde, fiel mir der Name, "Pontiac Excitement 400" ins Gedächtnis und plötzlich, war das Rätsel der Zahl, am Ende der Rennennamen, auch gelöst. Da ich noch zurück, nach Fredericksburg musste, verließ ich nach der zweihundertsten Runde, schweren Herzens das Gelände. Aber alle Umstände durchdacht, war es das intelligenteste.
So fuhr ich in schwarzer Nacht, allerdings umgeben, von noch regem Verkehr, wieder nach Fredericksburg. Während der Fahrt, wurde mir dann übrigens bewusst, das ich heute ja erst bei dem Rennen "Hardee's 250" war und das "Pontiac Excitement 400" erst morgen statt findet. Was mich nun gedanklich beschäftigte, ergibt sich wohl von selbst… - aber nun war es zu spät um noch zurück zu fahren.
Dumm gelaufen!
Der gefüllte Parkplatz, drohte schon meinem Unterbewusstsein und an der Rezeption, verwandelte sich meine düstere Zukunftsvision nun in die Realität, die mir ein ausverkauftes Motel bescherte.
Nach entsprechender Empfehlung, fand ich mich gegenüber, bei Howard Johnson ein, wo ein drahtiger, junger Mann, 74 Dollar von mir haben wollte, obwohl draußen mit 36 Dollar geworben wird. So offenbarte sich mir, wie sehr ich den Tumult und die Situation, rund um das Rennen, unterschätzt hatte, da es eindeutig, für dieses Dilemma verantwortlich war.
So fuhr ich auf verzweifelter Suche nach einem Motel durch die Stadt und die Nacht, bis die Häuser an den Seiten verschwanden und ich die Stadt hinter mir gelassen hatte. So verließ mich die Hoffnung, noch ein Motel zu entdecken und ich sah keinen Sinn mehr darin, weiter zu fahren. Ich suchte mir ein abgelegenes Feldstück und erlag dort meinem Schicksal, indem ich den Wagen und das Licht ausmachte.