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Passed Pre-End Future - Micepatrol, Der Schrein des Wrukólakas (Auszug Kapitel 9)
The Ferocynthetics (Auszug Kapitel 5/6)


Der Wagen bewegte sich als Philipp langsam die Augen aufschlug. Das grelle Tageslicht verhinderte jedoch noch eine ganze Weile das er irgendetwas erkennen konnte. Für Leute die bereits wach waren musste das ein herrlicher Tagesbeginn sein, doch Philipp wusste nicht wirklich wo er war und warum der Wagen in dem er geschlafen hatte nun fuhr, welches hoffentlich der Wagen von Fabios Vater war. Er hörte eine weitere Person die scheinbar auch gerade aufwachte und grummelnd murmelnd versuchte irgendeine Frage zu stellen. Genau konnte Philipp es noch nicht sagen aber es könnte Fabio sein. Endlich erkannte er Daniel am Steuer der den Wagen durch irgendeinen Kreisverkehr zu lenken schien. Philipp spürte ein ungutes Gefühl in sich hoch kommen. Daniel fuhr nun jedoch auf einer Geraden und das ungute Gefühl schien sich langsam wieder zu verflüchtigen.
"Whnn fhnn w?" - "Wohin fahren wir?", wollte Philipp Daniel fragen, doch als er es aussprach hörte es sich für ihn selbst kaum verständlich an. "Was?", bekam er laut von Daniel als Antwort, so das es fast wie eine Ohrfeige zurück kam. "Guten Morgen erstmal!", sagte er mit deutlicher klarer Stimme.
"Wohin wir fahren, wollte ich wissen und wie spät es ist?"
"Mmmhhh!!!", brummte Fabio ungehalten, alles übertönend, womit er klar machen wollte das ihm der Lautstärkepegel im Wagen stark auf die Nerven ging. Er lag noch in voller Länge auf dem zurückgedrehten Beifahrersitz unter einer Decke die nur reichte um maximal zwei Drittel seines Körpers zu bedecken. Seine nackten Füße lagen frei im Fußraum und sein verdrehtes T-Shirt ließ fast die ganze Schulter über der Decke heraus kucken. "Ich fahre zu Dombrowski. Immerhin sind wir in knapp einer halben Stunde mit ihm verabredet. Es ist 9:23 Uhr. - Vielleicht gibt's da irgendwo Toiletten, wo ihr euch noch frisch machen könnt."
"Wieso wir? Was ist mit dir?"
"Ich hatte bei der Disko schon was gefunden!"
"Bei der Disko?"
"Da war ne Bäckerei, die hatten Toiletten die ich benutzen durfte."
"Da hättst' du eigentlich gleich Frühstück holen können."
"Dann lüfte mal deine Nüstern durch und dreh dich um."
Philipp sah Daniel überfragt eine ganze Weile an, dann roch er den Kaffee und die frischen Backwaren und sah auf die hintere Ablage. "Kaffee! - Geil!"
Fabio stemmte seinen Oberkörper hoch und wand seinen Kopf entschlossen nach hinten. Er sah durch die schmalen Augenschlitze seines verschlafenen Gesichts und fragte: "Kaffee? - Her damit!!"
Philipp nahm das Papptablett mit den geschlossenen Bechern Kaffee von der Ablage und hielt es vor sich um es in Ruhe zu betrachten. Fabio griff sofort nach einem der Kaffeebecher und packte so gierig in die Gebäcktüte das Philipp bald das Tablett zu Boden fiel.
"Vorsicht du Elefant! - Hey Moment! Was nimmst du dir da? Was ist da noch drinnen?"
Philipp packte auf Fabios Hand die noch in der Tüte war, doch er zog sie flink raus und biss sofort in das Blätterteiggebäck mit Fruchtfüllung das er ergattert hatte. Philipp nahm die Tüte und sah hinein, als wieder Fabios Pranke kam. Philipp zerrte die Tüte samt Tablett nach hinten aus Fabios Reichweite und rief: "Weg du Wildsau! Du hast schon!" Er nahm sich ein Franzbrötchen den Kaffee und stellte das Tablett wieder nach hinten.
Fabio biss grummelnd in sein Gebäckstück und wand sich wieder nach vorn. Während Daniel einparkte bemerkte Philipp: "Du bist ja wie eine Mutter zu uns!"
Souverän sah er nach hinten an Philipp vorbei als er zurücksetzte und sagte: "Tja, da kannst du mal sehen!" Dann zog er die Handbremse an und machte den Motor aus. "Wir sind da!"
Fabio wirkte langsam wieder etwas lebendiger, ebenso wie Philipp und beide mampften zufrieden das Gebäck und tranken Kaffee.
Fabio sah neugierig aus dem Fenster und sein grinsendes Gesicht verwandelte sich in überfragtes Unverständnis. "Was ist das denn?"
Sie standen vor einem verdreckten Vorhof mit heruntergekommenen Häuserfronten. Nach allem was sie bisher von Genf gesehen hatten musste dieser Bezirk der Schandfleck der Stadt sein. Es sah fast so aus als befänden sie sich vor besetzten Hausruinen denn es schien annähernd undenkbar für Zimmer in diesen Bruchbuden Geld verlangen zu können.
"In der Hütte da muss es sein." Daniel zeigte direkt auf das Haus in der Mitte mit der Nummer 26.
Währenddessen hatte Fabio seine Sitzlehne mühsam wieder in eine aufrechte Position gedreht und sah mit der Gestik eines Verzweifelnden hinaus. Philipp starrte ebenso ernüchtert hinaus, ihm war aber auch klar, das sie jetzt da sie nun mal hier waren, den Kerl auch treffen mussten. Sie konnten sich ja zumindest mal anhören was er zu sagen hatte.
Daniel würde nun einen Teufel tun und unverrichteter Dinge wieder abreisen. Er versuchte positive Energie zu verbreiten, ohne die Bemerkung der Frauen des Vorabends und das Äußere der Häuser zu berücksichtigen oder darauf einzugehen. Ihm war selbst klar, das alles auf eine sinnlose Katastrophe hindeutete, doch er hatte nichts davon, wenn er jetzt gesagt hätte: "Ich hab's ja gleich gewusst!"
Sie stiegen aus und während Philipp sich enttäuscht die Umgebung ansah und seinen Kaffee trank zog Fabio seine Sachen an und rückte seine Klamotten zurecht damit er wieder repräsentativ aussah.
"Was war eigentlich gestern noch? Die Mädels sind dann abgehauen oder?"
Daniel wand sich Philipp zu um zu überprüfen ob die Frage für ihn bestimmt war. Da Philipp ihn abwartend ansah schien es so zu sein.
"Ja ja, Fab hat sich an der Bar voll laufen lassen und du hast dich von fünf verschiedenen Weibern abfüllen lassen."
Philipp sah Daniel das Gesagte akzeptierend an und fragte: "Und was hast du gemacht?"
"Getanzt! - Die Musik war eigentlich ganz Cool da, obwohl ich die meisten Songs weder kannte, noch die Sprache zuordnen konnte. Und am Ende hab ich euch zum Wagen gebracht, hab den Wagen dann noch ein Stück weiter gefahren und das Licht ausgeknipst."
Philipp grinste.
Fabio drehte sich um und fragte: "Also was ist? Gehen wir jetzt da rein oder was?"
Philipp sah ihn ein paar Momente verwundert an und meinte dann: "Immer mit der Ruhe! Wir haben ja noch etwas Zeit."
"Wir können doch schon mal rein gehen. Vielleicht ist der schon da."
Philipp stimmte mürrisch zu bat aber noch um ein paar Minuten um sich selbst auch noch etwas frisch zu machen. Danach gingen sie gemeinsam nebeneinander auf das Haus zu.
Als sie gerade die Eingangstreppen hinauf wollten, hielt Fabio sie auf. "Moment mal!" Er zeigte rechts hinunter wo ein Kellergang lag an dem Schilder hingen auf denen "Dombrowski Musikproduktion" zu lesen war.
"Das wird ja immer schlimmer!", sagte Philipp.
Sie gingen rechts zur Treppe, die hinab führte, an einer frischen Urinpfütze vorbei. Unten kamen sie an eine Holztür mit stark abblätternder grauer Farbe und einer verdreckten Glasscheibe in der oberen Hälfte die nicht nur aufgrund der Glasprägung undurchschaubar war. Natürlich war in dem kleinen, halb demolierten Plastikkasten der Klingel, ein seriös gedrucktes Schild auf dem "Dombrowski Musikprod." stand.
Ein dicker Schatten näherte sich von innen der Tür und betätigte den Griff. Die Tür blieb geschlossen. Dann drehte sich ein Schlüssel im Schloss und der Griff wurde abermals betätigt und öffnete diesmal die Tür.
Ein kleiner dicker Mann stand vor ihnen mit einem Telefonapparat in der einen Hand und dem Hörer am Ohr in der Anderen.
"Habt ihr's gefunden? Ihr seid die Ferros, oder?"
Daniel, Philipp und Fabio sahen sich gegenseitig an und Philipp nickte dann schnell.
"Kommt rein! Einen Augenblick noch."
Fabio hörte das Geschnatter von dem Gesprächspartner des Dicken durch die Hörermuschel der Dombrowski sich nun wieder zu wand und mit dem Telefon zurück durch den großen Vorraum auf ein geöffnetes Büro zu lief. Auf dem Weg zu seinem Büro begann er seinem Gesprächspartner zu antworten und zog immer mit dem Fuß die Leitungsschnur des Telefons nach. Er hatte eine feine dunkle Hose an zu der das passende Jackett in seinem Büro über der Stuhllehne hing. Über dem Oberkörper trug er ein helles Seidenhemd ohne Schlips. Ob seine Haare durch irgendein Stylinggel oder durch Schweiß so feucht wirkten konnte Fabio nicht sagen und er wollte es eigentlich auch nicht wissen. Er empfand den Anblick nur als leicht ätzend.
Der Vorraum sah relativ ordentlich aus obwohl doch überall auf den Tischen und Schränken einiges an Zettelwirtschaft herum lag, jedoch nie mehr als 50 Prozent der Auflagefläche bedeckte. An den Wänden hingen Promotionfotos seiner Acts was daran zu sehen war das seine Firmendaten klein gedruckt unter den Fotos standen. Weder Philipp noch Fabio oder Daniel kannten eines der Projekte. An der Wand rechts neben der Tür zu Dombrowskis Büro hingen einige Ausdrucke von Charttabellen in der einige Positionen mit seinen Acts eingekreist waren. Die Charttabelle die mit sechs Markierungen die meisten Notierungen hatte, welche allesamt unter Position 37 lagen, war schon über fünf Jahre alt. Die höchste markierte Position auf den Tabellen war 26 mit Real Life von Elena Masterson, doch auch der Name sagte keinem der Drei etwas.
Währenddessen diskutierte Dombrowski am Telefon lautstark scheinbar mit einem Verantwortlichen von Zone-E, einer der größten Plattenfirmen.
"…sie können mir doch aber nicht erzählen, das sie nicht heraushören können das die Qualität der Komposition, weit über der, von zum Beispiel Terry Gizz' aktuellem Mist liegt?! -…- Ja, der mag zwar auf Platz Eins liegen, aber nur, weil ihr den wie blöde dorthin gepusht habt. Ohne eure Promo, kriegt der doch nicht mal einen Fuß in die Tür… - …Na ja, warum nehmt ihr sie dann nicht? Sie hat doch alle Qualitäten die… - …wie bitte? … - …Kein Budget? - …Das ist das Einzige, was ich von euch seit Monaten höre und trotzdem schmeißt ihr immer wieder so'n Mist wie "Lovesick", "Nation Station" und "Come on Wild Boy" raus…"
Philip, Fabio und Daniel grinsten sich an. Die aktuelle Nummer Eins in Deutschlands Charts war "Champagne Bath" von Terry Gizz und den Song eine Komposition zu nennen, war schon ein Lob. Der gesamte Text enthielt nicht mehr als zwanzig verschiedene Worte und bestand fast ausschließlich aus Basslinie und Bassdrum, doch das war auch der Grund, warum er auf Nummer Eins war. Jeder Trottel konnte sich den Text merken, jeder Trottel konnte die Melodie pfeifen und jeder Trottel konnte dazu tanzen. - Je besoffener je besser!
Auch die Titel "Lovesick", "Nation Station" und "Come on Wild Boy" waren für seriöse Musiker eine Beleidigung, hatten in der Vergangenheit aber dennoch die Spitzen der Charts erobert. Das Dombrowski ebenfalls etwas gegen solche hirnlose Musik hatte, machte ihn den Dreien schon mal wieder etwas sympathischer.
"Ich kann auch nicht mehr so lange diskutieren, ich hab hier nämlich wieder einen erstklassigen Act stehen, der eigentlich viel zu schade sein sollte, um bei einer Firma wie euch veröffentlicht zu werden. Drei junge Kerle die Dancefloor vom Feinsten abliefern, da fliegt dir die Schädeldecke vom Kopf. Da stimmt einfach alles. Gesang, Rap, Basslinien, Drums, Melodien, Hooklines, Strings… - …Was???…weiblichen Gesang?- … - Na ja, den biete ich dir ja mit Reba an… - …Club-Mixes? Mein Gott jetzt soll ich auch noch Club-Mixes produzieren, meint ihr nicht, das ihr auch mal was machen könnt? - … - Ja gut ich ruf' an wenn ich welche habe und du rufst an wenn du das nächste Budget zugeteilt bekommst Okay? Ich will das nächste Mal ganz vorne auf deiner Liste sein, abgemacht! - … - Ja du mich auch!"
Dombrowski legte völlig erledigt auf und knallte den Hörer auf die Gabel. "An solchen Idioten quasselt man sich dumm und dämlich!", sagte er und zog eine kleine Flasche klaren Getränks aus seiner obersten Schreibtischschublade und nahm einen kleinen Schluck. Er wischte sich mit einem Stofftaschentuch den Schweiß von der Stirn und drehte sich auf seinem Stuhl den Dreien zu.
"Könnt ihr schon Remixes machen? Club-Mixes und so'n Zeug?"
Fabio und Philipp sahen sich verdutzt an, während Daniel sofort reagierte und abgeklärt nickte: "Kein Problem!"
Dombrowski sah mit großen Augen erstaunt auf Daniel und fragte nach: "Tatsächlich?"
Daniel sagte: "Klar, mit der entsprechenden Technik."
"Was habt ihr denn für Technik?"
Daniel zählte seine Synthesizer auf und den Logzum 6000 der meist alles steuerte wenn es nicht der Makaisutsu G37 tat. Das die Tapes mit einem Acht-Spur-Mischpult aufgenommen wurden nahm Dombrowski den Wind aus den Segeln.
"Ich hatte gehofft ihr hättet wenigstens einen PC mit J-Center benutzt… - Da müsste ich euch ja in ein Studio schicken…"
Dombrowski sah sinnierend nachdenklich gegen die weiße Wand.
"Na ja, kommen wir erst mal zu euch. Also wie sieht's aus? Ich hatte an einen Exklusiv-Vertrag über fünf Jahre gedacht?"
Philipp sah mit äußerst skeptischen Gesicht auf Dombrowski und fragte: "Und was kriegen wir da?"
Dombrowski grinste spöttisch und antwortete: "Anteile am Erfolg!"
Daniel sagte kurzerhand: "Dann würde ich sagen lassen wir erst mal das Exklusiv weg und drehen den letzten Satz mal um und sagen das sie Anteile am Erfolg bekommen."
Dombrowskis Gesicht verformte sich von dem vorherigen Grinsen zu einer wütend ernsten Mine. "Setzt euch erst mal. - Jetzt wollen wir mal ganz ruhig bleiben! Wer von euch ist der Kopf der Band?"
Daniel antwortete noch bevor Fabio und Philipp etwas sagen konnten: "Wir sind alle drei die Köpfe der Band. Jeder hat genau 33 Prozent Stimmanteil und bei Zweifeln brauchen wir hundert Prozent."
"Na schön!", sagte Dombrowski unzufrieden. "Bis jetzt habt ihr noch nichts geleistet und nichts gekonnt. Ihr habt noch nie live gespielt und keine Veröffentlichung vorzuweisen. Ich hingegen habe schon etliche Künstler veröffentlicht die in den Charts ganz oben zu finden waren…"
"Und wo sind die goldenen Schallplatten?", fragte Fabio herausfordernd.
Dombrowski spuckte einen keuchenden Lacher aus.
"Goldene Schallplatten? - Wisst ihr wie wenig von solchen Dingern verteilt werden? Die kriegen nur die allerbesten Acts. So was haben nur die ganz großen Namen."
"So wie Terry Gizz?", fragte Daniel provozierend.
Dombrowski sah Daniel an als wäre er kurz vor einem Wutausbruch. Dann beruhigte er sich und versuchte krampfhaft wieder ein freundliches Gesicht aufzulegen. Er wusste genau so gut wie Daniel, das man nach seinem Überraschungshit, von Terry Gizz wahrscheinlich nie wieder hören würde.
Maximal gäbe es noch eine Nachfolgesingle die ein halbärschiger Abklatsch seines Hits wäre und dann war's das.
"Hört mal es geht hier doch nicht um goldene Schallplatten. Das kommt erst später. Erst mal geht es doch darum euch bekannt zu machen und das kann ich! Beat Reaction habe ich auch bekannt gemacht. Ohne mich hätten die heute keinen Plattenvertrag. Aber wenn ich was für euch tun soll dann brauche ich einen Exklusiv-Vertrag."
"Wozu? Was tun sie denn groß für uns wenn sie einen Exklusiv-Vertrag haben?"
Dombrowski lehnte sich über seinen Schreibtisch: "Ich kann euch einen Vertrag bei einer Plattenfirma verschaffen. Ich verschicke eure Songs an die Firmen und biete sie jedem an der in Deutschland einen Namen hat."
"Und was hat das mit Produzententätigkeit zu tun?", fragte Philipp abweisend. "Hört sich für mich eher an wie ein Versandservice. Letztendlich müssten wir eigentlich erst mal eine anständige Aufnahme in einem Studio machen können."
"Das könnt ihr ja auch machen," antwortete Dombrowski schnell, "…aber solange ihr keine bessere Aufnahme habt, können wir ja schon mal mit der anfangen, die ihr schon habt. Die ist doch auch schon ganz gut."
"Darum geht's ja," antwortete Philipp ungeduldig: "So was bezahlt doch normalerweise der Produzent. Wenn sie nicht einmal so was bezahlen was produzieren sie denn überhaupt?"
Dombrowski sah kochend vor Wut auf Philipp und rüttelte an seiner Telefonleitung: "Telefonkosten, Arbeitszeit und die CD-Pressungen zum Beispiel!" rief er in fassungslosem Ton. "Ich bereite Pressemappen vor und mach' eine ansprechende Präsentation. Da müssen Fotos anständig ausgedruckt werden, CD-Cover müssen erstellt werden und ihr müsst die notwendigen Kontakte haben und die Leute in den Plattenfirmen die ganz oben sitzen beim Vornamen kennen. Kennt ihr die beim Vornamen?? Ich glaube nicht! Also kommt mir nicht so! - Ich fahr' schließlich durch ganz Deutschland, die Schweiz, Österreich und auch ins Ausland wenn es sein muss um meine Künstler an den Mann zu bringen. Das kostet schließlich auch was."
"Können wir mal eine der CDs sehen?", fragte Daniel wieder sachlich nach.
Dombrowski sah bedrängt nervös zwischen den Dreien hin und her und wurde langsam wieder ruhiger: "Was?"
"Wie diese CDs aussehen die verschickt werden?"
"Da hab ich grad' keine da, aber die werden mit Cover, Info-Blatt und allen Informationen gepresst und gedruckt. Das gibt's nicht für n' Pappenstiel!"
"Und wieso muss das jetzt ein Exklusivvertrag sein. Dann können wir ja gar nichts machen und müssen warten bis sie was gebacken kriegen."
"Ihr macht inzwischen weiter Musik oder wollt ihr mir sagen das ihr schon genug Songs zusammen habt um ein Live-Programm zu bestreiten? Dann beschaff ich euch auch eine Auftrittsmöglichkeit?!"
"Wieso ein Exklusivvertrag?" Fabio lehnte sich mit aggressiv ungeduldigen Blick auf Dombrowskis Schreibtischkante. Dombrowski wich ein wenig zurück und sah Fabio ehrfürchtig an: "Ich hab' doch nichts in der Hand wenn ich keinen Exklusivvertrag habe. Ich verdien' mein Geld damit, das ich die Rechte an euch weiter verkaufe. Ich meine wenn ich die ganze Vorarbeit geleistet habe und die Firmen endlich für euch interessiert habe, dann könnten sie euch ja auch direkt kontaktieren wenn ich keinen Exklusivvertrag habe und ich hab gar nichts verdient und nur Unkosten gehabt." "Das leuchtet ein!", sagte Daniel beschwichtigend. "Die Sache ist eben nur die, das wir uns eben einen anderen Produzenten vorgestellt hatten." "Tja, ich bin so ein Produzent. Überlegt's euch!"
Daniel sah Fabio und Philipp an, das beide nicht bereit waren, hier und heute irgendetwas zu unterschreiben, was er selbst auch für richtig hielt. Er schlug vor das sie sich alles durch den Kopf gehen lassen würden und sich dann gegebenenfalls wieder melden würden. Fabio und Philipp verabschiedeten sich lustlos und beeilten sich aus dem Keller wieder heraus zu kommen während Daniel noch nachfragte ob er immer noch Interesse an Remixen hätte. Dombrowski sah unentschlossen durch seine Büroräume und sagte dann er würde sich melden wenn er Bedarf hätte. Damit verabschiedete auch Daniel sich und reichte ihm noch die Hand. Dombrowski blieb völlig fertig mit den Nerven zurück und zündete sich eine Zigarette an.
Als Daniel hinaus kam rauchte Fabio ebenfalls vor dem Auto und lief unruhig auf und ab.
"Was gab's denn noch?"
"Ich hab ihn noch wegen der Remixe gefragt!"
"Bist du bescheuert? Willst du für den auch noch arbeiten? Da kriegst du bestimmt nichts für!"
"Darum geht's auch nicht. Wenn die Songs durch den Remix allerdings erfolgreich werden oder der Remix durch den Song haben wir schon mal was zum vorzeigen."
"Du hast doch gesehen, das bei dem nichts erfolgreich wird."
"Komm. - In den Top 50, ist doch gar nicht mal so schlecht. Wenn du davon ausgehst das der Song durch einen knackigen Remix noch mal zwanzig Plätze gut macht, dann wär' man schon nahe bei den Top Ten."
Fabio und Philipp sahen Daniel nachdenklich an. Philipp winkte nach kurzer Zeit ab und ging um den Wagen herum um wieder einzusteigen, Fabio hingegen starrte weiter nachdenklich auf Daniel und schien seine Argumente zu akzeptieren.
Als sie alle wieder im Wagen saßen, fragte Daniel: "Und was machen wir nun? - Ihr müsst bedenken, allzu schlecht ist es nicht was er macht. - Wir können keine CDs verschicken und haben nur billige Kassetten. Möglich das die Plattenbosse sich das schon gar nicht anhören, weil es auf Kassette ist."
Fabio fauchte: "Bloß ich unterschreib doch keinen Exklusiv-Vertrag für fünf Jahre!"
"Das brauchen wir ja auch nicht! Wir können ihn bestimmt auf ein Jahr runter handeln?!"
Philipp meinte: "Ich würde sagen, erstmal fahren wir wieder zurück und lassen uns das Ganze durch den Kopf gehen. Wenn wir uns für irgendwas entscheiden, können wir ihn auch von Frankfurt anrufen."
Die anderen stimmten zu. Da keiner von ihnen zuvor in der Schweiz war entschlossen sie sich dazu sich Genf etwas genauer anzusehen. Sie machten einen Stadtbummel, sahen sich die fremden Geschäfte an, probierten die merkwürdigen Angebote an einem Imbiss und Daniel kaufte einige kleinere Souvenirs. Philipp und Fabio schenkte er eine kleine Figur welche die Schweizer Fahne schwenkte.
Am Nachmittag fuhren sie bereits zurück in Richtung Grenzübergang, nahmen diesmal aber die alternative Route die Philipp am Vortag ausprobieren wollte. Die Landschaften waren zwar atemberaubend doch da sie zum Dunkelwerden immer noch nicht zurück an der Hauptstrecke waren und keine Ahnung hatten wie lange es noch dauern würde entschlossen sie sich am Weg zu halten und zu übernachten. Sie würden am Morgen weiterfahren.
Daniel war bereits dementsprechend müde und fuhr einen Seitenweg an einem Flusslauf eine Bergstrasse hinauf bis zu einer günstigen Einbuchtung. Heute waren auch Fabio und Philipp früh müde. Sie aßen gemeinsam noch die Burger und Sandwiches die sie sich in der größeren Ortschaft die sie zuvor passierten, gekauft hatten. Anschließend spazierten sie noch ein wenig ziellos in der Landschaft herum und ließen ihre Gedanken schweifen. Sie diskutierten über Möglichkeiten mit Dombrowski ins Geschäft zu kommen und ob es sinnvoll wäre. Fabio malte sich aus in dieser Landschaft Grundbesitz zu erstehen und sich einen prunkvollen Palast bauen zu lassen, wenn er dann mit der Musik reich werden würde. Insgeheim wusste er das der Traum vorbei war, wenn sie wieder in Frankfurt ankommen würden. Die Band war am Ende, noch bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte. Dieser Kontakt zu Dombrowski, war die letzte Chance gewesen und vielleicht würde er sich doch noch von Daniel und Philipp zu einem Vertrag überreden lassen wenn sie nur davon überzeugt wären, doch das waren sie fast noch weniger als er selbst. Er machte sich kaum falsche Illusionen; Bevor dieses Angebot kam waren sie freundschaftlich schon so weit voneinander entfernt das sie sich kaum noch trafen. Würden sie mit Dombrowski kein Geschäft machen, war's das!

6

Daniel ließ es am Morgen langsam angehen. Er war Frühaufsteher und somit mal wieder als erster wach. Doch anstatt die anderen aufzuwecken oder gleich los zu fahren, wollte er die Berglandschaft noch ein wenig genießen und Fabio und Philipp die Gelegenheit geben sich nach dem Aufwachen am Fluss frisch zu machen und ebenfalls noch Eindrücke der Landschaft in den ersten Sonnenstrahlen des Morgens aufzusaugen. Er war verschwitzt, die Luft im Wagen war schlecht gewesen und die Feuchtigkeit hatte sich trotz offenem Fenster dort gehalten.
Als Daniel am Fluss eine geeignete Stelle fand bei der er sicher war keine Zuschauer bekommen zu können zog er sich aus und wusch sich im eiskalten Wasser ab. Seine Sachen hing er in die Sonne damit sie ein wenig austrocknen könnten, hatte sich aber frische Kleidung aus seiner Tasche mitgenommen. Obwohl er noch mit Restschwellungen seiner Morgenlatte in das eisige Wasser ging hatte er nach kurzer Zeit das Gefühl seine Genitalien würden sich vollends in seinen Körper verziehen und dort wo sein Penis hing würde gleich nur noch ein Loch wie beim Bauchnabel erscheinen.
In der Morgensonne wurde er schnell wieder trocken und die Wärme kehrte zurück in seine Gliedmaßen. Er lauschte der Stille der Natur, die natürlich alles andere als still war. Vögel zwitscherten, Blätter rauschten, Kuhglocken tönten in der Ferne doch allem voraus war der Fluss lauter als Stadtverkehr von seiner Wohnung aus. Als er so in Gedanken verloren ins Tal nieder starrte ertönte ein lauter Aufschrei der ihn wie ein Schwerthieb traf und herum schreckte. Philipp war ihm gefolgt, hatte sich auch ausgezogen und hatte scheinbar den ersten Schritt mit dem nackten Fuß ins Wasser getan.
"Das schneidet ja ins Fleisch!"
Daniel lachte auf und sah sich erheitert an wie Philipp wie ein Storch im Wasser umher stakste und nach einigen Sekunden wieder heraus eilte aus Angst seine Füße würden einfrieren. Es wurde eine halbherzige Katzenwäsche und Philipp begriff nicht wie Daniel es geschafft hatte sich in der Kälte zu waschen.
Fabio machte daraus einen Härtetest als Philipp und Daniel ihn aufzogen und rätselten ob er die Kälte ertragen würde. Er behielt seine Unterhose an und spannte all seine Muskeln an bevor er mit den Händen ins Wasser griff um sich damit zu benetzen. Daniel kam ihm jedoch zuvor und bespritzte seinen Oberkörper mit einer vollen Hand. Als der Wasserschwall ihn traf brüllte er auf so das Philipp und Daniel glaubten es müsse noch in Deutschland zu hören sein. Nur dank der Tatsache das Fabio nur eine Unterhose trug und Philipp und Daniel schon angezogen waren entkamen sie seinem Wutausbruch. Ihm war klar das er Barfuss auf dem Gesteinsboden keine Chance hatte sie zu erwischen, doch er nutzte seine Wut um sich mit dem Wasser zu waschen.
Eine Stunde später, nach der obligatorischen Grenzdurchsuchung, der drei jungen, männlichen, potentiellen Drogenschmuggler, rollte der Wagen wieder auf Deutschen Boden.