Match 24 (Julie Walker vs. Christine)
Julie war sich bewusst, das sie nicht nach Kaihoro zurück konnte. Irgendetwas furchtbares war dort, das sie sich besser nicht zurück ins Gedächtnis rief und so entschloß sie sich, wieder zurück nach Amerika zu reisen. Am nächsten Flughafen Neuseelands angekommen, wartete sie auf die Gelegenheit, ihren eigenen Körper mit dem, einer zu überführenden Leiche auszutauschen, da sie unmöglich durch einen Metallscanner kommen würde. Ihr Plan gelang schließlich und so kam sie in Los Angeles an, wo sie am dortigen Flughafen leichtes Spiel mit dem Personal hatte und ein paar angefressene Leichen zurück ließ. Nach ein paar Tagen, am 17. Dezember 2010, schmerzten ihre Füße bereits von der ewigen Herumlauferei und ihr war klar, das sie einen fahrbaren Untersatz für ihre Ausweidungstouren brauchte. Im Stadtteil South Central, fand sie schließlich einen Schrottplatz, auf dem sie eines der Autowracks sofort in den Bann zog. Es war ein roter 58er Plymouth Fury, der in einem katastrophalen Zustand war, doch genau der Wagen war das richtige für sie. Vorsichtig, das Auto nicht zu beschädigen öffnete sie die Fahrertür und legte sich auf die Sitzbank. Sie war müde und wollte sich erst mal schlafen legen. Am nächsten Morgen konnte sie immer noch überlegen, wie sie den Wagen wieder flott bekäme. Als am nächsten Morgen die ersten Sonnenstrahlen durch die Frontscheibe auf Julies geschlossene Augenlider trafen, begann sie wach zu werden. Sie setzte sich aufrecht hin und traute ihren Augen nicht. Da ihre Finger, wie auch der Rest ihres Körpers, mit Nägeln, Scherben und unzähligen anderen Metallobjekten und scharfen Gegenständen gepierct war, vermied sie es sich ihre Augen zu reiben, aber sie musste ein zweites Mal hinsehen, um zu glauben, was sie sah. Sie stieg aus und betrachtete sich den Wagen mit etwas Abstand. Das Auto sah aus, als wäre es frisch aus der Fabrik, vom Fließband gekommen. Julie strahlte über das ganze Gesicht. Sie wusste zwar nicht was hier Merkwürdiges geschehen war, aber es gefiel ihr, bis hierhin. Aufgeregt und voller Tatendrang, stieg sie wieder ein, zerkratzte dabei allerdings unbeabsichtigt, den Lack an der Tür, mit ihren Fingernägeln. (Den Nägeln, die sie sich durch ihre Fingernägel gestochen hatte.) Sie schloß die Tür und drehte den Schlüßel, der im Schloß steckte. Der Wagen sprang mit einem satten, lauten, gesund klingenden Brummen an und sie spielte einige Male ein wenig mit dem Gaspedal. Julie fiel auf, das in der Mitte des Armaturenbretts, in kleiner, eleganter, silberner Schreibschrift "Christine" stand. Sie lehnte sich vor, um es zu lesen, riss dabei allerdings unbeabsichtigt, mit den Scherbensplittern, die in ihrer Schulter steckten, den Lederbezug des Sitzes auf. "Christine heißt du also! Okay! Ich bin Julie. - Lass uns mal eine kleine Spritztour machen!" Julie ließ den Motor aufheulen und trat das Gas durch. Dann fuhr sie rasant vom Platz, auf die Straße. schon nach zwei Blocks, drehte Julie das Radio an und alte Schnulzen aus den 50er und 60er Jahren ertönten. Obwohl es ein wenig schwierig war, da der Senderknopf bockig reagierte, drehte sie einen örtlichen HipHop-Sender, mit mächtigen Bässen ein. Wollte sie in dieser Gegend allerdings nicht auffallen, langte das noch nicht und sie entschloß sich, das der Wagen aufgepimpt werden müsste. Ihre Hautfarbe konnte Julie zwar nicht ändern, aber sie könnte wenigstens ihr Auto und ihre Musik der Umgebung anpassen. Nach einem Tag Arbeit und zwei Mechanikern, die bei ihrer Arbeit an Christine, das zeitliche segneten, war die Kiste aber nun tiefer gelegt, hatte eine Musikanlage, die Löcher in den Asphalt sprengen konnte und sie konnte, dank der Federung, den Wagen an Ampeln hüpfen lassen, so wie es hier zum guten Ton gehörte. Bevor Julie wieder einstieg, strich sie liebevoll mit ihren Metallnägeln über das Blech, was natürlich unbeabsichtigt, tiefe Kratzer hinterließ. Dabei brummte der Motor Christines knurrend auf und eine schwarze Rauchwolke kam aus dem Auspuff gestiegen. Julie beachtete das nicht und setzte sich begeistert wieder in das Auto, wobei wieder einige Löcher in das Sitzleder gerissen wurden, worauf der Wagen selbstständig Gas gab und ein Stück weit vor rollte, um sogleich abrupt wieder zu stoppen, so das Julie mit dem Kopf in das Lenkrad krachte. "Hey! Was ist los mit dir?" fragte Julie und hielt sich die blutende Stirn. Der Aufprall hatte einen der Metallsplitter über ihren Augenbrauen, etwas tiefer in den Schädelknochen gestoßen. Als Julie nun den Motor anließ, schien alles wieder normal zu sein. Lediglich der Sender spielte schon wieder diesen Oldie-Mist und Julie schaltete auf den neu angeschlossenen MP3-Player um, auf dem sie den heißesten, aktuellsten Hardcore-Hip-Hop hatte. Mit wummernden Bässen entfuhr sie nun langsam, cruisend dem Hof und stellte auf den Straßen Kaliforneiäys, sich selbst und ihr Auto zur Schau. Leider schien die Verbindung zum MP3-Player mangelhaft zu sein, da sich immer wieder dieser dumme Oldie Sender, mit romantischen Schnulzen einschaltete. Julie wurde wütend und begann mit der Faust auf das Armaturenbrett, über dem Radio einzuschlagen, als der Wagen plötzlich mitten in der Fahrt eine Vollbremsung machte und sich um 180 Grad auf der Straße drehte. Der Schwarze, der dicht hinter ihr fuhr und ebenfalls eine Vollbremsung machen musste, steckte sofort wütend seinen Kopf aus dem Fenster und schrie: "Yo, Schwester, was ist dein verkacktes Problem?" Julie war wieder mit dem Kopf gegen das Lenkrad gestoßen und sah benommen aus der Frontscheibe. Bevor sie reagieren konnte, fuhr Christine jedoch wieder an und raste mit vollgas in den Wagen des Schwarzen. Der war außer sich vor Wut und fuchtelte bereits mit seinem AK-47 MG aus dem Fenster, doch Christine war gleich weiter gerast. Julie fluchte und brüllte, doch was sie auch tat, das Auto reagierte nicht mehr. Die Handbremse ließ sich nicht ziehen und auch die Pedale verharrten, wie versteinert, in der Position, in der sie waren. "Verdammte Karre, halt an!", brüllte Julie, während der Wagen in Kurven über die Straßen raste und immer mehr beschleunigte. Während Julie auf die Armatur einprügelte, tauchte vor dem Wagen ein Müllauto am rechten Straßenrand auf, dessen Müllpresse sich gerade absenkte. Christine lenkte ein kleines Stück nach rechts und machte erneut eine Vollbremsung. Julie legte die Hände aufs Lenkrad, in den Armen krachte es, sie schoß vor, die Frontscheibe platzte auf und Julie flog durch die Luft, direkt in das Müllauto hinein und verschwand in der Presse, bevor sie wieder zu sich kam. Christine hingegen fuhr gleich weiter, diesmal jedoch etwas gesitteter, gemäßigter, während aus dem Radio "If I had a Hammer" von Trini Lopez tönte. Die Person, die schließlich zurück an die Rückseite des Müllwagens kam und die Presse abschaltete, hatte einen seidenen, rotschwarzen Umhang mit Kapuze an und legte die Schweinemaske vom Gesicht vorn in die Müllklappe. Dann packte sie den zuckenden Oberschenkel, der noch von Julie aus dem Müll heraus kuckte und schnitt ein Stück Haut, in Form eines Puzzleteils aus ihrem Fleisch heraus. "Bald werde ich wieder ein Spiel spielen", flüsterte die Stimme. "Bald!" |